erik
 
     
  Werkkommentar  
 

ZeitSchwellen,

komponiert im Frühjahr 2008 für das Duo Karoline Schulz & Jens Brülls, setzt sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema der Erinnerung und mit dem Wechsel von Zeitwahrnehmung auseinander und bildet damit, wie viele meiner Werke, eine Art kreatives Philosophieren über Zeit, das ich vor dem Kompositionsprozess aber nur in einer Art Gesamt-Dramaturgie vage festlege aber während des Komponierens dann – mich selbst der Zeit anvertrauend – teils bewusst offen lasse. In der konkreten musikalischen Gestalt setzte ich das Reflektieren über Erinnerung und Zeitwahrnehmung z.B. wie folgt um: Hintereinander Erklingendes erscheint in der Altflöte, und in einiger unterschiedlicher zeitlicher Distanz (Rückblende) hernach gleichzeitig, als teilweise mikrontonal versetzte, teilweise identische Mehrklänge. Die Zeit- und „Erinnerungs-“Schwellen werden also durch minimale klangliche und Tonhöhen-Variationen teils verwischt, aber teils auch beibehalten. Sie werden auch umgekehrt, wenn z.B. ein Mehrklang nach seinem ersten Erscheinen in die Horizontale „kippt“ (zur Melodie wird). Das Schlagzeug bildet oft ein „Scharnier“ zwischen diesen Polen in der Flötenstimme und markiert mit unvermittelten Einschüben den „Übergang über die Schwelle“ (zwischen Sukzessivem, Simultanem bzw. zwischen Jetzt, gerade Erklungenem und den verschiedenen Schärfegraden der „Erinnerung“). Einen weiteren Aspekt bildet der Wechsel zwischen lang gezogenen, gedehnten Passagen und Stellen, wo plötzlich die Ereignisdichte und Klangfarben-Vielfalt zunimmt. Mithin wechselt also die Erlebniszeit- Zeitwahrnehmung an diesen Stellen. Kurz vor dem Schlussdrittel, einer Art Kulminationspunkt des Werkes, lote ich einen weiteren Aspekt aus: „Zeit-schwelle“ verstanden als Prozessualität, fließender Übergänge, z.B. des relativen Tempos und der Tonhöhen in bzw. auch zwischen Flötenstimme und Schlagzeugpart. Der Schlussabschnitt widmet sich dann einerseits der Auflösung des Prozessualen und zuvor Bekannten, andererseits aber auch verborgen aufscheinenden Punkten der Erinnerung...

 
  Werkkommentar als Pdf downloaden  
  zurück  

 

Copyright © 2005 - 2011 J.Potempa