erik
 
     
   

Zapp!, für Cimbalom solo (2005),

für Cimbalom solo, komponiert für Luigi Gaggero

 

 
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Dieses Stück, das bisher noch nicht uraufgeführt ist, beschäftigt sich mit der Entfaltung kontrastierender musikalischer Elemente, die sich aus einer kontrastiven und fragmentarischen Einleitung heraus, in der bereits alles Wesentliche angelegt ist, allmählich zu neuen “Ordnungen” (vor allem rhythmisch) entwickeln. Diese Ordnungen wachsen in ihrem Grad, entwickeln Dynamik, sind “nach Vorne” gewandt und schlagen in gewisser Weise ins musikalische wie spieltechnisch anspruchsvolle Extrem um. Derzeit komponiere ich auch einen Zyklus von Solowerken mit den Werktiteln “Sur les ailes du temps” (auf den Flügeln der Zeit), wo ich mich mit bestimmten Wahrnehmungsformen von Zeit beschäftige. Diese verschiedenen Wahrnehmungsformen von Zeit (z.B. akzidentelle Zeit/ Augenblickhaftigkeit versus geordnete, chronometrische, prozessuale Zeit) spielen auch in diesem Stück “Zapp!” eine Rolle. Aber die Inspiration ist hier auch stärker durch lebensweltliche und soziale Phänomene mit beeinflusst, die sich - im Zeitalter fortschreitender Globalisierung - nicht nur in Deutschland abspielen. Es entwickeln sich neue Wertordnungen. Es bilden sich in bestimmten Systemen - zumindest sehr zweifelhafte - Wertvorstellungen und Ordnungen heraus, z.B die, dass permanentes Wachstum und Mobilität alles bedeuten (trotz vieler Ängste und ungeachtet dessen, dass andere dabei auf der Strecke bleiben). Was geschieht, wenn diese Ordnungen immer weiter ins Extrem umschlagen? Das Werk, seine Intention und Inspiration verstehe ich aber nicht als politisch. Komponieren kann - und sollte sich - meiner Meinung nach wieder stärker (selbst-)kritisch und dialektisch aber autonom und werkimmanent mit Phänomenen von Lebenswelt und Gesellschaft auseinander setzen bzw. diese Konflikte austragen, ohne damit aber “Lösungen” bereit zu halten, geschweige denn, politisch agitieren zu wollen oder bestimmte Formen und Strukturen in der Musik gezielt als bestimmte bzw. belehrende “Botschaften” interpretiert wissen zu wollen. Kunst sollte eher Fragen aufwerfen und Gesellschaft bei ihrer Selbstbeschreibung und Reflexion helfen, ohne dabei beeinflussen zu wollen, noch sich von Systemen instrumentalisieren zu lassen. Als Komponist bin ich in Lebenswelt und Alltag involviert, möchte - heraus aus dem “Elfenbeinturm” - mein Werk kommunikabler machen, will stärker lebensweltlich relevante Fragen aufwerfen und weg von abstrakteren musikalischen Formen und Konzepten. Auch daher der simple Titel “Zapp!” - dabei dachte ich auch, lautmalerisch, etwas an den wunderschönen, tiefen Staccato-Klang des Cimbaloms. Der Titel “Zapp!” steht ansonsten allgemein für die Idee, ein temperamentvolles, expressives Stück zu schreiben, das auch die vielen Möglichkeiten und Klangfarben des Cimbaloms, insbesondere verschiedenste Schlegel und Anschlagsformen ausschöpft.
 
     
 

 

 

 
     
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