erik
 
     
   

Sur Silences (2007),

für Ensemle

 
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Sur Silences ist eine Variation über verschiedene Arten von Stille und Bewegungslosigkeit. Die Stille erscheint in unterschiedlichen musikalischen Kontexten von Klang und Bewegung sowie in unterschiedlichen Zusammenhängen von Intensität/Dynamik. So werden verschiedene Arten der Wahrnehmung in der Stille und an ihren Rändern erzeugt. Ereignisse sind zudem in der Zeit gedehnt. Das Simultane und Sukzessive erscheint als von Stille quasi „durchlöcherte“ Erinnerung. Sur Silences ist vielleicht mein bisher stillstes Werk, das ich bisher schrieb. Dennoch ist es vielleicht weniger ein stilles Stück als vielmehr ein reflektierendes Werk über die Stille, wie der Titel andeutet. Für mich in gewisser Weise Neuland. Auch gemeint als kritische Auseinandersetzung mit Ästhetiken, die m.E. eine Musik der Stille und des Minimalismus idealisieren oder über-betonen oder zum Selbstzweck erheben (z.B. Cages legendäres 4:33 und einige seiner Nachfolger, manchmal gar Epigonen). Für mich existiert Stille nur im Kontext von Nicht-Stille.

Stille kann zum Schrei. Schrei kann zur Stille werden. Stille existiert nur als – meiner Meinung nach - zeitlebens eine negative, bzw. als eine verlogene Art von Utopie. Vor allem dann, wenn sie in einem Zeitalter des Gejagt-Seins oder Werdend (z.B. durch Medien), in einer Zeit des Immer-schneller-und Lauter-Werdens aller anderen Dinge (Konsum, Beziehungen, Lifestyle z.B.), vor allem dominant in unserer westlichen Welt, nur als gelegentlicher „Ausflug“ oder „Ausgleich“ fungiert. Oder wenn Stille nur die insgeheime Funktion oder den Effekt hat, Menschen wieder für ihr Funktionieren im Alltag „fit“ zu machen. Ähnlich wie manche Arten von falsch verstandenem Spiritualismus oder Esoterik von denen die Regale vieler Buchhandlungen sowie das Internet immer voller werden....

Es gibt kein Nichts. Oder sagen wir: das vermeintliche Nichts, die Stille, sind inexistent und nicht nur unergründlich. Sie haben für mich auch so etwas wie eine zu einfach suggerierte Art von trügerischer Versöhnung und einem teils Sich-Billig-Machen von innerem Frieden an sich. Stille gebiert in der Musik und Sprache eine heilsame Unruhe; ein Werden. Dies ist meines Erachtens noch eines der wenigen positiven, Möglichkeit generierenden Dinge, die eine extreme Ästhetik der Stille zu bieten hätte.

27.10.2007, revidiert und erweitert 21.9.2009, Erik Janson

 
     
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